10.07.2005
Einige meiner Bundesgeschwister waren der Überzeugung, dass ich dringend wieder per Rad los muss. So kamen sie auf die Idee, mir zu meinem Geburtstag einen one-way-Flug zum Nordkap zu schenken, mein Rad durfte aber mit.
Am 22. Juli mache ich mich also auf den Weg zum Nordkap, ab da beginnt dann direkt der Rückweg. Zunächst entlang der Küste plane ich dann "per Abkürzung" durch das Landesinnere Norwegens bis Oslo zu fahren. Von hier entlang der Küste, über die Brücke über den großen Belt, und dann über Dänemark zurück bis nach Marburg.
In maximal 7 Wochen, mehr Zeit habe ich nicht, muss ich die ca. 3.500km hinter mich bringen. Ich bin gespannt...
Ich werde versuchen ab- und zu von unterwegs im Internetcafe News und aktuelle Position online zu stellen, also gelegentlich mal vorbei schaun!
Update 5.August, km etwa: 1650
Mittlerweile bin ich in Bodø angekommen. Nach einer Extra-Tour in Oslo vom einen Flughafen zum anderen (ca. 250km) bin ich dann nach Alta geflogen, wo ich direkt noch am Abend zum Nordkap aufbrach.
Am kommenden Tag konnte ich nach 172km das Nordkap nachts gegen 2 Uhr erreichen, von Midnatsol war aber nicht viel zu sehen: nur Nebel.
Insgesamt war die erste Woche der Tour vom Wetter her nicht wirklich angenehm: es hat jeden Tag geregnet, es war kalt und die Sicht oft schlecht, kein optimales Wetter fuer Fotos :-( Aber immerhin sind die Strassenverhæltnisse besser als erwartet!
In der blinden Hoffnung, im Westen kønnte es besser sein, fuhr ich auf die Lofoten, was sich durchaus lohnen sollte. Traumhafte Landschaft und endlich gutes Wetter waren die Belohnung!
Mein Rad hat bisher einigermassen durchgehalten, lediglich das Hinterrad musste ich nachzentrieren, die Ritzel nochmal festschrauben (die hatten sich gelockert) und, etwas ærgerlich, eine Schraube am Lowrider ist abgerissen. Da ich den Rest nicht heraus bekomme, funktioniert z.Zt. ein Kabelbinder als Ersatz.
In wenigen Minuten starte ich weiter nach Sueden in Richtung Trondheim. Zunæchst will ich ueber die E6 fahren, dann ab Mo i Rana entlang der Kueste. Ich rechne mit gut einer Woche.
Bis dahin besten Gruss aus Bodø (ca. 67Grad 40 Minuten Nord)!
Update 12. August, km: 2631
Die Strecke verlief wie geplant: zunæchst bin ich østlich ins Land gefahren, dann (recht steil bergauf) entlang eines recht großen und reißenden Flusses die E6 bis zum Polarkreis auf 66 Grad 33 Minuten.
Von dort ging es weiter via Mo i Rana die Kuestenstrasse entlang nach Sueden. Insgesamt lagen hier 4 Fæhren auf dem Weg, 2 davon gluecklicherweise fuer Fahrræder kostenlos, das ganze bei gutem Wetter.
Nøerdich des Fjordes von Trondheim bin ich dann nach weiter nach Westen und dann gestern wieder per kostenloser Fæhre in die Stadt gefahren.
Mittlerweile bin ich schon gut 100km suedlich von Trondheim in den Bergen. Ich gedenke zunæchst noch ueber die E6, dann ueber das Sognefjell, den mit 1440m høchsten Pass in Norwegen Richtung Bergen zu fahren. Ca. 100km vor Bergen fahre ich dann wahrscheinlich ueber die 13 nach Sueden bis Stavanger. Von dort vielleicht dann das næchst update!
Insgesamt ist es hier alles recht teuer: Nahrungsmittel kosten das 2-3-fache, ebenso wie Filme. Vom Rest weiß ich nichts, ich habe bisher jede Nacht wild gecampt, sonst kauf ich nichts (außer Internet, auch teuer: ca. 10 cent pro min, daher vielleicht auch Tippfehler).
Die Winkelangaben meiner aktuellen Polarkoordinaten: 62 Grad 35 min. N, 9 Grad 41 min. Ost
Update 25. August, km: 4226
Mittlerweile bin ich in Osnabrück, also Deutschland angekommen, und habe damit die Tour, etwas anders als geplant, zu einem erfolgreichen Ende gebracht.
Nachdem das Wetter bei Trondheim zwar meistens trocken, aber immer bedeckt war, besserte sich dieses und die folgende Woche durfte ich wieder einigen Sonnenschein bei nur gelegentlichem Regen genießen.
Es stellt sich heraus, dass es sich durchaus gelohnt hat, die vorher geplante Strecke zu ändern, anstatt über Oslo durch das Gebirge nach Stavanger zu fahren. Das Songnefjell mit den höchsten Bergen Norwegens und dem höchsten Pass Nordeuropas ist landschaftlich definitiv nicht zu verachten. Die Tatsache, dass ich dabei immer zwischen Fjell und Fjord mehr als 1000 Höhenmeter hoch- und runter fahren musste, ist bei gutem Wetter dann auch nicht wirklich so frustrierend wie man denken könnte.
Bergen hab ich dann tatsächlich ausgelassen, nicht zuletzt auch, weil es bei meiner Abfahrt vom Sognefjell zum Sognefjord, dem längsten und tiefsten Fjord der Welt, wieder zu regnen begann.
Die Route nach Süden hatte dann noch eine kleine Überraschung für mich: Ich wusste zwar, dass da noch ein 1000m-Pass zu erklimmen war, wusste aber nicht, dass dass durchaus erfrischende Wasser oben nicht zum Trinken geeignet war: Die ganze Nacht und den Vormittag hab ich damit verbracht meinen Magen- und Darmtrakt durch alle Körperöffnungen auf unangenehme Weise zu entleeren. Am Nachmittag hab ich mich immerhin bis zum nächsten Ort (Voss) schleppen können und schon Milch vertragen. Erst am Morgen darauf konnte ich wieder feste Nahrung aufnehmen und meine Tour langsam entlang des Fjordes fortsetzen.
Am 2. Tag war dann alles wieder bestens und der 1000m-Pass machte wieder richtig Spaß. Entlang der Strecke kommen reichlich Wasserfälle aus der Hardangervidda herunter und das Wetter auch wieder freundlicher (während der Krankheit gab es zu allem Überfluss auch nur Regen :-( )
Der weitere Routenverlauf führte zum berühmten Preikestolen, einem Felsvorsprung, der über 600m senkrecht aus dem Fjord herausragt und nach Stavanger. Von dort fuhr ich zunächst entlang der (überraschend bergigen) Nordseestraße, später durch das bergige Inland weiter bis nach Kristiansand, wo ich quasi vor dem beginnenden Regen auf die Schnellfähre floh.
Diese setzte mich nur gut eineinhalb Stunden später am Abend in Hirtshals, Norddänemark- wieder ab.
Innerhalb der nächsten 2 Tagen bin ich dann bei gutem Wetter die knapp 400km durch das flache Dänemark bis nach Flensburg (Ankunft gestern Abend) gefahren.
Da seit heute das Wetter wieder schlecht ist und auch erstmal so bleiben soll und ich ziemlich pleite bin, hab ich heute auf dem Weg nach Hamburg beschlossen, das wohlbekannte Deutschland bei dem Wetter auszulassen und stattdessen etwas Geld zu verdienen. Somit bin ich per Zug nach Osnabrück in die Heimat gefahren um mich dort nützlich zu machen.
Nach 4226km, davon mindestens 50km unter Tage durch Tunnel, ungezählten aber etlichen Höhenkilometern und nach einem guten Monat auf dem Rad findet die Tour damit ihr Ende.
Ich hoffe die zahlreichen und durchaus vielversprechenden Bilder bald entwickelt zu haben und eine Bildergalerie online stellen zu können. Ich schätze mal 2-3 Wochen...
Bis dahin Gruß aus Osnabrück!
Update: Bildergalerie online!
Es hat doch ein gutes Stück länger gedauert, da ich keinen Diascanner zur Verfügung hatte, durch abfotografieren von der Leinwand mit einer Digi-Cam konnte ich nun dennoch (qualitativ leider etwas schlechter) die Bilder online stellen. Den Link findest du links.