Mittwoch, der 27.06.2001, 101 km
Um 8 Uhr morgens frühstückst du, um direkt danach auf den Sattel zu kommen. Dein Ziel: Katoomba in den Blue Mountains. Der Weg aus Sydney raus wird nicht gerade zum Genuss: die einzige sinnvolle Möglichkeit aus der Stadt zu kommen f6uuml;hrt über die vielbefahrenen Hauptstraßen. Nach ca. 20km wird es besser und du suchst dir deinen Weg über kleine Straßen, die nicht auf der Karte eingezeichnet sind. Vorsicht bei der Orientierung: die Sonne läuft auf der Südhalbkugel falsch herum!
Aus dem platten Land kommend fangen die Blue Mountains recht plötzlich an und der einzige Weg, der hochführt, ist wieder die autobahnähnliche Hauptstraße. Du fährst recht steil bergauf, bevor du um 5 dein Zelt in einem Wald aufschlägst: die Sonne geht verdammt früh unter! Aufgrund der knappen Zeit hast du auf eine Mittagspause verzichtet.
Donnerstag, der 28.06.2001, 45 km, 1020 m ü NN
Die Luftlinie nach Katoomba ist zwar nur 25km, aber dennoch kommt keine Langeweile auf: Teilweise durch die Regenrinne des Highways, teilweise über steilste Schotterpisten fährst du bergauf-bergab, so dass du für die kurze Strecke ca. 4h benötigst. Hinzu kommt der erste Schaden: dein Rücklauf (Narbe) läuft nicht mehr zurück, so dass du die ganze Zeit treten musst. Nachdem du dich in der YHA (Jugendherberge) eingenistet hast, machst du dich auf zum Fahrradhändler: ca. eine Woche darfst du auf das Ersatzteil warten!
29.06.-03.07.2001, 0 km
Also erstmal kein Radfahren, aber du hast Glück: die Blue Mountains eignen sich hervorragend zum Wandern. In der gewaltigen Canyonlandschaft lässt sich super die eine oder andere Tour mit Rucksack und Zelt machen: Sobald du etwas vom Ort wegkommst gibt es keine Touris mehr und der gemäßigte Regenwald ist durchaus ein paar Fußkilometer wert! In Katoomba kennst du außerdem, wenn auch nur sehr entfernt, jemanden der einmal aus Deutschland ausgewandert ist und es lässt sich ganz gut mit den Backpackern aus dem YHA feiern...
Mittwoch, der 04.07.2001, 55 km
Deine Narbe ist da: um heute noch los zu fahren ist es schon zu spät, aber es lässt sich noch eine super Mountainbike-Tour fahren: die Steine spritzen, die Augen tränen und die Arme schmerzen bei rasanter Fahrt über grobe Steine: Herrlich!! Aber das Beste: das Fahrrad fährt einwandfrei (du solltest es vielleicht etwas schonen: du hast noch ein paar tausend Kilometer vor dir...)
Donnerstag, der 05.07.2001, 109 km
Von manchen zur Fitnessmaschine, von anderen für verrückt, von verbleibenden für tot erklärt, machst du dich auf in Richtung Brisbane. Zunächst fährst du rasant die Blue Mountains runter, dann langsamer als geplant bei Gegenwind durch die gebirgige Landschaft. Die Gegend ist recht trocken: es ist zwar bewaldet, aber fast alle Bäche sind ausgetrocknet und du nimmst lieber etwas mehr Wasser als Reserve mit.
Als du nachts um 12 aus deinem Zelt kriechst, weil dich eine Maus nervt, die immer über dein Innenzelt rennt, siehst du überrascht eine Mondfinsternis bevor Wolken aufziehen und es zu regnen beginnt.
Freitag, der 06.07.2001, 107 km
Eiskalt ist es morgens, so dass du erst um 10 Uhr losfährst. Die Strecke ist ähnlich wie gestern, allerdings ist der Gegenwind noch etwas stärker geworden. Bei deiner Mittagspause triffst du noch auf eine Art Rastplatz 3 Holländer, die mit dem Wohnmobil unterwegs sind: die Tasse Kaffee und das Sandwich sind da immer willkommen!
Samstag, der 07.07.2001, 101 km
Die kurvenreiche Strecke bergab bis nach Singleton ist ein wahrer Genuß. Das bepackte Fahrrad nimmst du natürlich mit in den Laden, wo du Proviant besorgst (Haferflocken, Kakao- und Milchpulver,...). Weiter auf einer sehr kleinen Straße fährst du durch eine mit trockenem Gras und wenigen Bäumen bewachsene Hügellandschaft. Der mistrauisch-ängstliche Blick der Kühe zeigt dir, dass du eine Art Alien für sie sein musst: Radfahrer werden hier wohl selten gesehen!
Sonntag, der 08.07.2001, 120 km
Um 9 Uhr fährst du bei Regen los. Mehrere tote Tiere auf der Straße (Kangaroo, Hund und nicht mehr identifizierbar) und die Kälte sorgen nicht gerade für beste Stimmung auf der nassen Schotterpiste. Unterwegs triffst du einen Australier, der dir anbietet dich mitzunehmen, es macht für dich aber eher den Eindruck, als wolle er dich um dein Gepäck erleichtern. Du unterhälst dich eine Weile mit ihm und erfährst wie übel doch die Aboriginies sind, dass sie den Weißen die Arbeitsplätze wegnehmen und dass die Weißen recht hatten, sie früher zu bekämpfen. Als ein weiteres Auto kommt, hat er es plötzlich recht eilig...
Du fährst weiter durch den Regen und durch so manche Furt. Die Kühe, die auf der Piste stehen, rennen panisch vor dir weg. Du triffst einen Bauern, der verzweifelt versucht, die Kühe zurückzutreiben (Sorry;-). Er sagt in Nundle gäbe es ein Backpackers: es dämmert zwar schon, aber der Traum von einer warmen Dusche überkommt dich. Da deine Karte keine Höhenangaben macht und es danach nur noch 17 km Schotter und 10 km Teer sein sollen, fährst du weiter auf den Weg. Dumm gelaufen: die auf der Karte gerade Schotterstrecke stellt sich als steile Serpentinen heraus, so dass du von ursprünglich 150 Höhenmetern auf knapp 1000 m hochfährst. Außerdem ist die Strecke 10 km weiter als angegeben und oben schneit es (du hast natürlich keine Handschuhe dabei!). Mit der Stirnlampe fährst du im Slalom, um die Schlaglöcher und wash-outs (ausgespülte Rinnen) herum, denn es ist mittlerweile stockdunkel. Als du endlich die Teerstraße erreichst, musst du entsetzt das Schild "Detour" (Umleitung) lesen: durch eine ca. 10 m lange Furt. Das Wasser strömt recht schnell, ist eiskalt, und du kannst in der Dunkelheit den Grund nicht sehen. Aber: Hoping for the best, but expecting the worst: durch; und Glück gehabt: das Wasser ging "nur" bis zum Tretlager (deine Füße waren ja schon nass, und dein Fahrrad konnte auch mal eine Wäsche gebrauchen ;-). Endlich in Nundle erfährst du nach vergeblicher Suche, dass das Backpackers 10 km zurück jenseits der Furt etwas abseits der Straße lag. Aus dem Schnee ist wieder Regen geworden, aber auf dem Campingplatz in Nundle kommst du zu deiner warmen Dusche.
Montag, der 09.07.2001, 71 km, max. Höhe ca.1500 m, 1250 m Camp
Du schläft lange und überlegst, ob du bei dem Regen nicht einen Tag Pause machen sollst, fährst aber dann kurz vor 12 Uhr doch los. Die einzigen 7 km Teer heute haben eine Steigung von 15% (!), danach lernst du alle irgendwie denkbaren nassen Schotterpisten kennen: von aal-glatt bis zur Waschbrettpiste, felsig, Kiesbett und Schlamm, alle sind vertreten. Immerhin fahren hier keine Autos: die Strecke ist wegen Schnee gesperrt (gerade mal 5cm). Sobald du die Teerstraße erreichst, schlägst du dein Zelt auf. Dummerweise ist es schon fast dunkel und du findest nur einen recht unbequemen Platz.
Dienstag, der 10.07.2001, 111 km, 1000 m ü NN
Der Traum der australischen Straße: recht gutes Wetter, lange Geradeausstrecken über guten Asphalt, leicht hügelig und dazu endlich mal leichter Rückenwind! Nach einer Stunde legst du allerdings eine kleine Pause ein, um (mit einem alten Bettlaken aus dem Straßengraben) den materialfressenden Dreck aus den Ritzeln & Co zu entfernen und die Kette zu ölen. Kurz vor Armidale triffst du dann zwei Australier auf dem Tandem, die mit Ihren Freunden gerade eine kleine Tour machen. Nach kurzer Unterhaltung "on the move" bist du eingeladen, bei Ihnen zu übernachten: bestens, das ist dann auch das erträumte warme Bett (und warmes Abendessen und Frühstück obendrein!).
Mittwoch, der 11.07.2001, 100 km, 1300 m ü NN
Der Gegenwind hat dich wieder: du trittst wie ein Irrer, aber kommst nicht über 20km/h. Dazu recht viel Verkehr...
Nach halber Strecke wird es aber besser, auf ruhiger Strecke fährst du durch bewaldetes Gebiet, bis du keine Lust mehr hast und dein Zelt aufschlägst.
Donnerstag, der 12.07.2001, 120 km, 4 m ü NN
Auf eine rasante Abfahrt am Morgen (700 Höhenmeter) folgt ein steiler Anstieg (1250 Höhenmeter). Die 2. Abfahrt geht über schlammige "Dirt Road", dein Fahrrad ist zwar frisch geputzt, aber du läst dir den Spaß nicht verderben. Du spürst wie dein Fahrrad bei 40-50 km/h samt Gepäck unter dir hin- und herrutscht: yehaaah!!
Die verbleibenden 30-40 "k" (australische Abkürzung für km) gehen durch hügeliges Gelände auf guter Strecke.
Freitag, der 13.07.2001, 108 km
Von wegen Pechstag: Der Asphalt ist gut, Autos kommen nur alle 2 Stunden mal vorbei. Du siehst zwar zwischendurch ein Schild "Vorsicht Koalas", der passende Koala bleibt aber aus. Nichtsahnend wirst du schon zum zweiten Mal von hinten an deinem Fahrradhelm angegriffen: (ja, die Dinger sind auch da nützlich, wo kein Verkehr ist...). Die schwarz-weißen Vögel scheinen Ihre Nester auf den Bäumen gegen dich "Alien" verteidigen zu wollen.
Zum Abschluss des Tages geht es noch gut 20 km über eine recht gute Schotterstrecke. Aber irgendwie scheinen die Aussies nicht energieeffizient zu denken: um einen Streckenmeter oder eine kleine Kurve zu sparen wird die Straße locker über 10 Höhenmeter gelegt, bergauf-bergab!
Samstag, der 14.07.2001, 110 km
Nach einem Frühstart geht es wie gestern auf einer super Strecke weiter. Du genehmigst dir ausnahmsweise mal eine Mittagspause, isst aber zu viel, so dass du danach nicht mehr vorwärts kommst. Sowie du an die Teerstraße kommst, campierst du auf einem Rastplatz (die Aussies bauen freundlicherweise auch an fast unbefahrenen Strecken Rastplätze), ca. 130km von Brisbane entfernt. Hier triffst du einen Australier auf dem Weg nach Sydney (Auto), der sich nicht so ganz traut hier zu campen, aber als du dein Zelt aufbaust...
Sonntag, der 15.07.2001, 137 km, 1395 km Gesamtstrecke
Äußerst früh stehst du auf, um die Strecke nach Brisbane zu schaffen: völlig überflüssig bei dem Rückenwind! Mit Höchstgeschwindigkeiten von 60 km/h geht es über das flache Land. Nur die letzten 10 km werden zur Qual: die australischen Verkehrsplaner scheinen keine anderen Fahrzeuge als Autos zu kennen und schicken dich als Radfahrer z.B. quer über das Autobahnkreuz.