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von Townsville nach Cairns

von Townsville nach Cairns - Blutegel im Regenwald

16.07.-27.07.2001, 230km

Brisbane stellt sich als stinknormale und langweilige Großstadt heraus. Mit dem Bus fährst du die recht flachen etwa 1.500km bis Townsville mit 2 Zwischenstopps: Von Hervey Bay aus besuchst du Fraser Island, die größte Sandinsel der Welt. Nur zum Radfahren taugt die nicht: alles trockener Sand! Abgesehen davon wird die Insel für viel besser verkauft als sie tatsächlich ist.

 

Der zweite Stopp ist in Airlie Beach, du hast von anderen Backpackern eine ganze Menge davon gehört, also machst du 2 Tage Party in dem Touristendorf: und dafür ist es wirklich gut!

 

Zum Radfahren kommst du kaum, da du ständig im Bus sitzt. Nur hier und da mal eine kleine Tour...

 

 

 

28.07.-31.07.2001, 98km, Magnetic Island

Wieder mal Captain Cook: als er an der kleinen Insel direkt beim heutigen Townsville vorbeisegelte, versagte sein Kompass: Er glaubte die Insel sei schuld und taufte sie "Magnetic Island".

 

Hier ist der Tauchkurs am billigsten und du hast auch schon Gutes darüber gehört: der Beschluss ist gefasst. 4 Tage dauert der Kurs, und es ist faszinierend die bisher nur im Fernsehen bewunderten Korallenriffe selbst zu "durchschweben". Die kursfreie Zeit verbringst du mit mini-Radtouren (so groß ist die Insel nicht) und Wanderungen. Und dann endlich bekommst du auch ein paar Koalas zu Gesicht. Zum Glück ist die Insel touristisch noch nicht so überlaufen, aber warscheinlich wird sich das ändern...

 

 

 

Mittwoch, der 01.08.2001, 101km

Die zweite Tour steht an: von Townsville nach Cairns. Auf der Fähre zum Festland hast du genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, in Townsville kaufst du dann noch schnell Proviant.

 

In brütender Hitze fährst du die ersten 70km auf einer Strecke, wo die km tatsächlich nur bedeutungslose Zahlen auf dem Tacho sind: geradeaus! Jetzt willst du eigentlich von dem (wenig befahrenen) Highway abbiegen, entdeckst aber einen Hinweis auf der Karte "4WD-Track" und es sieht so aus, als wären das 50km trockener Wüstensand: du verzichtest! Nach weiteren 20km Highway und 10km Wellblechpiste erreichst du einen super "Self-Registration" Campingplatz, das Bad im kühlen Bach ist jetzt genau das Richtige!

 

 

Donnerstag, der 02.08.2001, 0km

Die Wasserfälle und Felsen überzeugen dich davon, deinem Fahrrad einen Tag Pause zu gönnen und bei bestem Wetter bachaufwärts zu klettern. In jeder der ungezählten Stufen der Wasserfälle nimmst du ein ausgiebiges Bad, einmal war es etwas wurmig: einige Dutzend kleiner Würmer bedecken dich, aber ein Sprung in das Becken darunter sorgt für Abhilfe.

 

Zurück gehst du querfeldein durch den Eukalyptuswald. Unzählige Eidechsen laufen vor dir weg, und eine Schlangenhaut sagt dir, dass die wohl einen Grund dafür haben. Schon auf dem Weg von Townsville hast du mehrmals tote Schlangen auf der Straße gesehen!

 

Noch ein paar Bäder, in der Sonne gammeln und abends eine kleine Tour mit GPS... That's life, mate!

 

 

 

Freitag, der 03.08.2001, 135km

Dich plagt die Langeweile: Zuckerrohrfelder säumen den Highway und nur ein einziger Berg ist zu überqueren. Mittagspause machst du an einer Art Rastplatz ein paar Kilometer abseits der Straße: Ein Schild "Badeplatz" läd zu einem Sprung in den Bach ein, das Schild "Vorsicht: Tödlich giftige Fische" (Stonefish) kann dir den Spaß auch nicht verderben...

 

Später kommt noch ein merkwürdiger Australier an den Rastplatz: bei einem medizinischen Experiment, so erzählt er, hat er alle seine Schneidezähne verloren. Seitdem erhält er eine Rente, damit er nichts ausplaudert, davon reist er nun seit 10 Jahren durch Australien. Jetzt will er aber auf 20 Millionen klagen...

 

Noch gut 60km und du erreichst Tully, die nasseste Stadt Australiens.

 

 

 

Samstag, der 04.08.2001, 101km, 96m

Die Regenhauptstadt verteidigt ihren Ruf: Es plästert in Strömen, als du morgens zunächst ohne Gepäck 20km nach Mission Beach fährst. So mancher Backpacker hat davon geschwärmt, aber es stellt sich als ein stinknormaler Palmenstrand heraus, der "short walk" durch den Regenwald ist da schon spannender.

 

Deine Hoffnung, dass der Regen bei deiner kurzen Tour am Morgen aufhöhrt, erfüllt sich nicht, und so packst du deine Sachen im Regen. Um 2 Uhr fährst du dann los den für's raften bekannten Tully River flussaufwärts.

 

 

 

Sonntag, der 05.08.2001, 76km, 858m üNN, 1193m max

Nicht gerade sonntäglich geht der heutige Tag zu. Die auf der Karte als durchgängig eingetragene Straße stellt sich als Sackgasse heraus: die geht nur bis zum Wasserkraftwerk, eine andere Straße geht wenige Kilometer dahinter, aber knapp 500 Höhenmeter darüber entlang. Dichtester Regenwald und der reißende Fluss machen einen Aufstieg mit Fahrrad unmöglich. Die Alternativstrecke ist ein Umweg von gut 300km, aber ein Rafter weiß Rat: Vor knapp 10 Jahren gab es mal einen Track nach Norden, angelegt zum Bau der Hochspannungsleitung. Er war dort früher einmal mit dem motorisierten Dirtbike langgefahren, so berichtet er. Aber seit die 4-Rad Geländewagen da immer stecken bleiben, hat man den Weg dann gesperrt. Ob der Track wirklich auch da auskam, wo du willst, kann er dir aber nicht sagen. Eines sei aber klar: es sei äußerst hart! Wenn du es tatsächlich schaffen solltest, er schätzt 2-3 Tage, mögest du zurückkommen und er spendiert dir einen gratis-Rafttrip (normal $200)!

 

10km backtrack erreichst du die Absperrung. Das mit 30kg beladene Rad war irgendwie herüber zu kriegen, und so übel sieht es zunächst gar nicht aus. Etwas schlammig, aber damit war ja zu rechnen. Die tiefste Flussdurchfahrt war 40cm tief, also auch kein Hindernis, sorgt aber für nasse Füße. Nur von der Weggabelung war nicht die Rede: Kopf oder Zahl, die etwas besser aussehende Piste soll es sein. Nach knapp 10km aber: ein Strommast und dead end, 20km Geröll, Schlamm, Gras und Büsche für nichts! Auf dem Rückweg zur Weggabelung kommt dann der erste Sturz in den Schlamm: yum! Zum Glück kommt aber die nächste Bachdurchfahrt recht bald und die Dusche von oben funktioniert auch äußerst zuverlässig und ergiebig.

 

An der Gabelung zweifelst du, ob du den zweiten Weg auch noch versuchen sollst: go for it! Äußerst steil geht der Weg über lehmig-glitschigen Boden, aber der Track ist recht breit und die meiste Zeit kannst du noch fahren. Wiederum etwa 10km später steht dann ein Schild "Road Closed", ja, mitten im Regenwald. Dahinter ein unmissverständlich hingelegter Baumstamm. Du machst ein letztes Foto, bevor du deine Kameraausrüstung entgültig in den wasserdichten Ortliebtaschen verstaust.

 

Es ist tatsächlich kein Wegverlauf mehr zu erkennen, also lässt du dein Rad liegen und gehst zu Fuß explorieren, in der Hoffnung, dass auf der anderen Seite der Weg weiter geht. Du findest auch nach einer Viertelstunde das Road Closed Schild der anderen Seite, aber vom Track ist dennoch nichts zu sehen. Nach einer weiteren halben Stunde, es ist mittlerweile 4 Uhr, findest du aber den Track wieder und zum ersten mal bist du dir recht sicher, dass du hier überhaupt durch kommst.

 

Du setzt den Rucksack ab und greifst herab, um dir eine wohlverdiente Orange zu holen als du über 20 Blutegel an deinen Beinen entdecken musst, und endlich verspürst du dieses Gefühl, nachdem du bisher vergeblich gesucht hast, das Gänsehautgefühl, das dich fragt: What the hell are you doing here? Was treibst du eigentlich hier? Was machst du für eine Scheiße? Ein herrliches Gefühl!

 

Zum Glück hast du beim Einpacken der Kamera deine Notausrüstung mit dem Feuerzeug in deinen Rucksack gepackt und kannst die Blutegel abbrennen (mit etwas Feuer unterm Hintern lassen die ca. 1cm langen Würmer los), einige haben sich auch noch nicht festgebissen. Dir graut es bei dem Gedanken daran, dass du noch zwei mal durch das Gelände musst: einmal zurück und dann mit dem Fahrrad wieder weiter, und das wird reines Tragen! Du entscheidest dich dennoch für weiter. Zurück geht es per GPS, mit dem Fahrrad brauchst du eineinhalb Stunden. Alle 5 Minuten suchst du nach neuen Blutegeln und entfernst diese, insgesamt dürften es zwischen 50 und 100 gewesen sein.

 

Es fängt schon an zu dämmern, als du endlich wieder stückchenweise fahren kannst, aber der Zustand der völligen Erschöpfung, den du zwischendurch verspürst, ist auf einmal wie weggeblasen, und der Regen hat auch aufgehört. Auf einer kurzen Bergabstrecke siehst du einen herabhängenden Dornenzweig: zu Spät! Die Brille hast du ja abgesetzt, da du vor Regen und Schweiß dadurch auch nichts mehr sehen konntest. Die Dornen erwischen dich am rechten Oberarm: das T-Shirt taugt nur noch zum Fahrrad putzen, du hast aber zum Glück nur ein paar Schrammen.

 

Immer wieder überprüfst du deine Position mit dem GPS und überlegst, ob du nicht hier dein Lager aufschlagen solltest, aber du bist derart dreckig, dass du so nicht wirklich in deinen Schlafsack kriechen willst. Als es schon eine Weile dunkel ist hast du dann auch tatsächlich echten Asphalt unter den schlammigen Reifen und nun ist es auch nicht mehr weit bis zum Campingplatz in Milla Milla. Die letzten bisher übersehenen Blutegel entfernst du noch vor dem Duschen, zwei Dornen findest du auch noch in deinem Arm.

 

Um 1 Uhr morgens kriechst du genauso glücklich wie erschöpft in deinen Schlafsack.

 

 

 

Montag, der 06.08.2001, 90km

Nach der Superlative von gestern kommst du erst um 11 Uhr los, und das nicht sehr schnell, du spürst den Vortag noch in den Waden. Auf dem Programm stehen die Sights des Atherton Tablelands: einige Wasserfälle, ein gewaltiger Krater, der bei der Explosion von aufsteigenden Vulkangasen vor langer Zeit entstand, sowie der höchste Punkt des Queensland Straßennetzes. Der volle Film scheint sich irgendwie in deiner Kamera verklemmt zu haben, so dass du bei Atherton übernachtest um am nächsten Tag zum Fotogeschäft zu gehen.

 

 

 

Dienstag, der 07.08.2001, 115km

Nachdem der Film gerettet ist (es sind nur 4 Fotos verlorengegangen) geht es auf guter Strecke weiter zum sog. Cathedral Fig Tree, einem gewaltigen Würgebaum. Dieser wuchs zunächst auf einem anderen bevor seine Wurzeln den Boden erreichten und dann den Wirtbaum erwürgte. Nun beschattet die Krone in über 50 Meter Höhe eine Fläche von über 2 500qm, sein Umfang von 44m (!) macht Ihn zum größten seiner Art.

 

Die Abfahrt von den Tablelands ist ein wahrer Traum: auf 20km kurviger Strecke verlierst du fast 1000 Höhenmeter, bis Cairns sind es dann noch etwa 20km auf ebener Strecke.

 

 

 

08.08.-10.08.2001, 163km, Cairns

Cairns ist eine reine Touristenstadt: im Sommer ist sie aufgrund unerträglich feuchter Hitze fast menschenleer, jetzt wimmelt es nur so von Touristen. Und das auch nur nachts: tagsüber ist es zu heiß. Die ein- oder andere kleine Tour kannst du dir nicht verkneifen, ansonsten genießt du das Nachtleben.