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rings um Alice Springs

rings um Alice Springs - Wüstenstraßen

11.08.-15.08.2001, 163km, Uluru, Kata Tjuta, Kings Canyon

Von Cairs fliegst du nach Alice Springs: Du packst so viel Schweres wie möglich ins Handgepäck, um nicht den Zuschlag zahlen zu müssen: das funktioniert auch, nur dass die dich dann etwa 15 Minuten lang filzen, bis du mit dem ganzen merkwürdigen Werkzeug durch die Sicherheitsschranke kommst (der 11. September kommt ja noch).

 

Alice Springs ist die einzige etwas größere Stadt im Innern Australiens neben Cooper Pedy. Eine Telegrafenstation an der Telegrafenlinie quer durch Australien war der Ursprung: da es hier Wasser gab, hat sich diese Station zu einer Stadt von etwa 25.000 Einwohnern entwickelt, die heute hauptsächlich vom Tourismus lebt.

 

Es ist ungewöhnlich grün in Alice: vor wenigen Tagen hat es hier so viel geregnet, wie es normalerweise nicht in einem ganzen Jahr vorkommt. Du tust dich mit 8 anderen Backpackern zusammen um gemeinsam mit einem gemieteten 4WD zum etwa 500km entfernten Uluru (Ayers Rock), Kata Tjuta (The Olgas) und Kings Canyon zu fahren: 1.500km flache Wüste: dazu fehlt dann doch die Zeit und die Attraktionen kann man einfach nicht auslassen!

 

Uluru präsentiert sich wie schon auf manchem Foto gesehen, nur größer: mit 2 bis 4 km Durchmesser und einer Höhe von 347m inmitten der Holland-flachen Wüste: unglaublich! Für die Aboriginies ist der rote Monolith heilig und die haben es nicht gerne, wenn man ihn besteigt. Aber: da sie sich an die Kultur des Autos und des Geldverdienens gewöhnen (knapp $20 verlangen die, damit du nur dahin kommt, geschweige denn die Campingplatzkosten etc.) können die sich eigentlich auch an die Kultur des Bergsteigens gewöhnen. Außerdem bin ich ungläubig und somit wohl eher eine Art Kangaroo für die, also... Der Aufstieg ist mit einer Kette gesichert, wenn du ausrutscht: 200m senkrecht!

 

Der so berühmte Sunset-point ist eher enttäuschend: mehrere tausend Touristen warten vor der Flotte von Bussen mit Champagner auf den Sonnenuntergang, dieser ist zwar nicht schlecht, aber die Erzählungen liegen doch immer weit darüber. Kata Tjuta sind eine Gruppe Sandsteindome. Etwa 70km von Uluru entfernt sind diese die einzigen anderen Erhebungen in der Gegend.

 

Gecampt wird immer wild, möglichst da, wo es illegal ist. Nur wärmer dürfte es nachts schon sein... Nach ein paar hundert Kilometern Schotter erreichst du Kings Canyon, einen gewaltigen Canyon mit ganz glatten Wänden: Das Wasser ist in eine größere Felsspalte eingedrungen und hat diese ausgeweitet.

 

 

 

Donnerstag, der 16.08.2001, 90km

Zunächst willst du (wieder per Rad) in die West MacDonnell Range fahren, nach 30km langweiliger Strecke drehst du aber wegen Hitze, Gegenwind, aber vor allem wegen der langweiligen Strecke, um und entscheidest dich spontan für die East MacDonnell Range. Zwischendurch wirst du fast von dem einzigen entgegenkommenden Auto geplättet: offenbar irritiert von dem Radfahrer in der Wüste, kommt der Fahrer von der Fahrbahn ab, übersteuert und schießt nur wenige Meter vor dir quer über die Straße. Ein gutes Stück neben der Straße kommt er erst zum Stehen, es ist aber sonst nichts weiter passiert.

 

Einige Kilometer östlich von Alice schlägst du dann dein Zelt am Jesse Gap, einem Durchbruch durch die Range, auf. Das Oberzelt lässt du weg: es regnet sowieso nicht.

 

 

 

Freitag, der 17.08.2001, 112km

Das oberzelt wäre doch nicht schlecht gewesen: es ist morgens äußerst kalt, aber du bist selbst schuld! Nach 55km hört der Asphalt auf (wie schon öfters gesehen: mitten im nichts und ohne Grund), aber die Schotterstrecke ist zunächst nicht schlecht. Aber: es dauert nicht lange, dann entwickelt sie sich zu einer Waschbrettpiste. Kein Wunder, dass sich dein Lowrider verabschiedet. Die eine Seite war schon auf einer ähnlichen Strecke vorher gebrochen, aber da die Fluggesellschaft ja sowieso die eine Fahrradtasche verloren hatte, war das egal. Du flechtest die Stange der einen Seite stabilisierend in die andere, und schon geht es wieder einigermaßen.

 

Das Schild "nur für 4-Rad-Fahrzeuge mit hoher Bodenfreiheit" sieht aber dennoch äußerst einladend aus, nach ein paar Kilometern schlägst du dann dein Camp am "Hayes Rockhole" auf. Du bist nicht allein: 2 Alicer machen hier gerade Wochenendurlaub mit Zelt.

 

 

 

Samstag, der 18.08.2001, 116km

...aber es lohnt sich Du bekommst ein Frühstück spendiert: lecker! Dann eine Mountainbike-Tour ohne Gepäck auf die Schnelle: einmal überschlagen aber gekonnt abgerollt. Noch eine schnelle Wanderung durch die super Landschaft, dann machst du dich auf den Rückweg.

 

In Alice bekommst du dann noch durch Zufall den Start einer Motor-Outback-Rallye von Alice nach Darwin (Nordküste) mit, die einmal im Jahr stattfindet und ca. 3 Tage dauert. Aber du musst dir sagen lassen, dass Radfahrer nicht zugelassen sind.

 

 

 

Sonntag, der 19.08.2001, 0km

Irgendwie war das Wasser, das du in der Wüste gefunden hast, nicht ganz in Ordnung: dir geht es nicht so pralle. Den Vormittag beschäftigst du dich mit dem Schreiben von Postkarten, nachmittags hältst du das Nichtstun dann doch nicht mehr aus: Du fährst zum Desert Park, eine Art Zoo. Angesichts der $18 Eintritt lässt du dich dann trotz des Hochspannungszaunes nicht davon Abhalten, den Eintritt zu sparen. Aber gut gemacht ist der Park wohl...

 

 

 

20.08.-23.08.2001, 75km

Bis nach Adelaide fährst du wieder per Bus, mit einem Zwischenstopp in Cooper Pedy. Du wirst wenig freundlich empfangen: ein Aboriginal droht dich mit Steinen zu bewerfen, da du kein Licht am Fahrrad angemacht hast und du auf sein Anbrüllen nur den Finger für ihn über hast. Du kannst ihn aber dann doch davon überzeugen, dir zu verraten, wo das Backpackers ist.

 

Die auf unter 10.000 Einwohner geschätzte Stadt lebt vom Opalabbau und vom Tourismus. Nur im Zentrum gibt es ein paar normale Häuser, fast alle Bewohner leben in sog. Dugouts, in extra zum Wohnen angelegten Stollen. Im Sommer erreicht die Aussentemperatur 50°C, nachts kann das Thermometer unter Null fallen, in den Höhlen beträgt die Temperatur aber immer konstante 18-20°C. Die Landschaft sieht ansonsten aus wie auf dem Mond. Kein Wunder, dass hier schon so mancher Film gedreht wurde.

 

Es gibt keine Straßen, kein Telefon, Wasserleitungen (Wassertanks) o.ä., also auch keine Adressen und keine Kontrolle, wer dort überall wohnt. Ebenso gibt es keine Kontrolle, wo da noch wer wohnt: Das Gebiet ist übersäht mit Löchern von knapp einem Meter Durchmesser und durchschnittlich 20m Tiefe. Hier wurden Opale abgebaut, die Löcher wurden aber nicht wieder geschlossen. Die Zahl wird auf etwa 2 Millionen geschätzt, und es würden im Schnitt 3-4 Touristen im Jahr "verschleißen", wie mir ein Einheimischer erläutert.

 

Der Ort ist die wohl größte Ansammlung von verrückten Individualisten Weltweit. Ein Beispiel: auf dem winzigen Friedhof dominiert ein "Grabstein": ein Bierfass. Der Beerdigte hat 2 Monate vor seinem Tod erfahren, dass er wegen Leberkrebs ohne eine Operation nur noch diese Zeit zu leben hatte. Die Reaktion: ein Kredit wird aufgenommen und der Alkoholsüchtige hat noch mal richtig nachgelegt. Zu seiner Beerdigung wurde dann nicht etwa getrauert, sondern das Fass angestochen, das jetzt an ihn erinnert. Sein verbliebenes Vermögen hat er einem Freund vermacht, der nun die Aufgabe hat, dass die Flasche Whiskey, die auf seinem Grab steht, immer voll ist, für seine Besucher...